Böer Roland Portrait 10_20

Roland Böer

Dirigent / Dirgentin

Roland Böer ist international als Opern- und Konzertdirigent tätig.

Ab der Saison 2023/24 ist er Chefdirigent der Staatsphilharmonie Nürnberg.

Bis 2019 war er Erster Gastdirigent des Mikhailowsky-Theaters in Sankt Petersburg.

Bis 2020 war er künstlerischer und musikalischer Leiter des Cantiere
Internazionale d’Arte di Montepulciano. Nachdem er 2009 an der Seite des
Komponisten Detlev Glanert zunächst als musikalischer Leiter engagiert worden war,
wurde ihm 2015 auch die künstlerische Gesamtleitung der 1976 von Hans Werner
Henze gegründeten „Internationalen Kunstwerkstatt“ anvertraut. Er ist verantwortlich
für die Planung und Durchführung von rund fünfzig Veranstaltungen mit bis zu 400
Mitwirkenden pro Saison, darunter Oper, Musical, Theater, Performance und Ballet,
sowie Sinfonie- und Chorkonzerte, Kammermusik, Recitals, Kurse und Ausstellungen.
In den Jahren seiner Tätigkeit dort hat er damit gut ein Viertel der insgesamt 45jährigen Geschichte dieses weltweit einzigartigen, nicht kommerziellen Sommerfestivals entscheidend mitgeprägt, bei dem die solidarische Zusammenarbeit international renommierter KünstlerInnen mit SchülernInnen der örtlichen Musikschule und die Förderung junger Talente im Vordergrund stehen.

In Anerkennung seiner Verdienste um das kulturelle Leben der Stadt wurde ihm im Jahr 2018 der “Grifo Poliziano” und damit die Ehrenbürgerschaft Montepulcianos verliehen.

Nach seinem Studium bei Prof. Peter Falk und Prof. Günther Wich an der Staatlichen
Hochschule für Musik in Würzburg war Roland Böer von 1996 bis 1999 zunächst
Solorepetitor an der Oper Frankfurt, von 1999 bis 2002 Korrepetitor mit
Dirigierverpflichtung an der Deutschen Oper am Rhein und gleichzeitig persönlicher
Assistent von Antonio Pappano bei den Bayreuther Festspielen, am Theâtre de la
Monnaie in Brüssel und am Royal Opera House Covent Garden in London, bevor er von
2002 bis 2008 als Kapellmeister an die Oper Frankfurt zurückkehrte.

Während dieser Zeit erarbeitete er ein breitgefächertes Repertoire von Händel bis
Henze, Werke von Verdi, Puccini, Strauss und Wagner, aber auch zeitgenössische Oper,
darunter Nabucco, Rigoletto, Il Trovatore, La Traviata, Un Ballo in Maschera, Don Carlo, Manon Lescaut, La Bohème, Tosca, Madama Butterfly, Die Meistersinger, Hänsel und Gretel, Chowantschtschina und Das verratene Meer. Seither ist er an der Oper Frankfurt regelmäßig zu Gast, unter anderem für Arabella, Die verkaufte Braut, Hoffmanns Erzählungen und La Damnation de Faust.

Seit seinem Debüt an der English National Opera London 2005 mit La Clemenza di Tito
und beim Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom mit Così fan tutte
ist Roland Böer einer der meist gefragten Mozart-Interpreten seiner Generation.
So leitete er beispielsweise Produktionen von Die Zauberflöte am Teatro alla Scala di
Milano, am Royal Opera House London und der Deutschen Oper Berlin, Idomeneo und
Die Entführung aus dem Serail an der Oper Frankfurt, Le Nozze di Figaro an der Opéra National du Rhin in Straßburg, der Polnischen Staatsoper in Warschau und am Teatro dell’Opera di Roma, Don Giovanni mit dem Philharmonischen Orchester Bergen, Thamos mit dem Orchester des Maggio Musicale Fiorentino und Così fan tutte an der Opera di Firenze.

Er gastierte an der Komischen Oper Berlin (Salome), dem Theater Bonn (Der fliegende
Holländer) und der Wiener Volksoper (Salome, Rusalka, Tiefland), dem Teatro Regio di Torino und dem Teatro Petruzzelli di Bari, dem Stadttheater Bern (Hänsel und Gretel), an der Opéra National du Rhin in Straßburg und der Opéra de Lyon, dem Théâtre de la
Monnaie in Brüssel (L’Heure espagnole, L’Enfant et les sortilèges), den Königlichen
Opernhäusern Kopenhagen (Albert Herring, Tannhäuser) und Stockholm (Manon
Lescaut, Der Rosenkavalier), der Ungarischen Staatsoper Budapest und dem
Tschechischen Nationaltheater Prag (Elektra), sowie am New National Theatre Tokyo
(Die Zauberflöte).

Eine langfristige und besonders erfolgreiche Beziehung pflegt Roland Böer mit der
Opéra de Nice. Hier leitete er ausschließlich Neuproduktionen von Adriana Lecouvreur,
Turandot (mit Berio-Schluss), Death in Venice, Elisir d’Amore, Rigoletto, The Rake’s
Progress und Così fan tutte.

Er arbeitete mit RegisseurInnenen wie Daniele Abbado, Matelda Cappelletti, Dale
Duesing, Kaspar Holten, Tilman Knabe, Christoph Loy, Francesco Micheli, Damiano
Michieletto, Caterina Panti Liberovici, Hermann Schneider, David McVicar, Keith Warner
und Stein Winge.

Im Bereich der zeitgenössischen Oper leitete er Produktionen von Pollicino (Henze),
Tri Sestri (Eötvös), Nacht (G. F. Haas) und Enrico (Trojahn), sowie die Uraufführung von
Icarus (David Blake und Keith Warner). Für die Spielzeit 2021/22 ist die Uraufführung
der neuen Oper von Hauke Berheide und Amy Stebbins, The People out there, im Auftrag der Oper Frankfurt und gemeinsam mit dem Ensemble Modern geplant.

Als Konzertdirigent leitete Roland Böer die Filarmonica della Scala, das London
Symphony Orchestra, das Oslo Philharmonic Orchestra, das Radiosinfonieorchester
Frankfurt und das Rundfunkorchester des Bayerischen Rundfunks, die Deutsche Radio
Philharmonie, das Staatsorchester Braunschweig, das Philharmonische Orchester Erfurt und die Staatsphilharmonie Nürnberg, das Royal Liverpool Philharmonic Orchestra und das Bournemouth Symphony Orchestra, das Orchestre Philharmonique de Luxembourg und das Sinfonieorchester des Mikhailowsky-Theaters Sankt Petersburg. Nach seinem erfolgreichen Debüt bei den Tiroler Festspielen Erl im Dezember 2019 wurde er umgehend für drei weitere Konzerte in den nächsten Spielzeiten engagiert.

Er dirigierte außerdem das Ensemble Modern, Northern Sinfonia, das Scottish Chamber
Orchestra und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen.
Neben dem Hauptschwerpunkt seines symphonischen Repertoires, den Werken von
Beethoven, Schubert, Schumann, Brahms, Bruckner, Mahler, Strauss und Henze, widmet
sich Roland Böer regelmäßig der Aufführung oder Uraufführung zeitgenössischer
Werke, etwa von Aho, Antonioni, Glanert, Eggert, Montalbetti, Pohlit, Rudin und
Vollmer.

Er arbeitete mit namhaften SolistInnenen wie Alessio Allegrini, Silvia Chiesa, Veronika
Eberle, Alexej Gerassimez, Claire Marie Le Guay, Danjulo Ishizaka, Janine Jansen,
Christel Lee, Mischa Maisky, Francesco D’Orazio, Miklos Perenyi, Julian Rachlin, Tatiana
Samouil, Heinrich Schiff, Christian Tetzlaff und Mariangela Vacatello.

Roland Böer verbindet mit dem Royal Northern College of Music in Manchester (RNCM)
eine nunmehr zwölfjährige, intensive Zusammenarbeit. Mit dem RNCM Symphony
Orchestra, dem Orchestra-in-Residence des Cantiere Internazionale d’Arte di
Montepulciano, erarbeitet er alljährlich zwei bis drei große sinfonische Programme,
aber auch Opernproduktionen und Ensemblekonzerte. Mit der Verleihung des
„Congregation Award“ und der offiziellen Aufnahme als „Fellow RNCM“ wird sein
langjähriger, erfolgreicher Beitrag zur Ausbildung dieses quasi professionellen
Hochschulorchesters im Dezember 2020 eine besondere Würdigung erfahren.

Im Elitebereich arbeitete er mit dem Orchester der Accademia della Scala in Mailand
und war Leiter eines großangelegten Gemeinschaftsprojekts mit ausgewählten
Studierenden der Hochschulen Brüssel, Antwerpen und Maastricht.

Er war außerdem mehrfach Vorsitzender der Jury internationaler Gesangswettbewerbe,
wie „Giulio Neri“ in Torrita di Siena und „Lauritz Melchior“ in Aalborg, und dirigierte die
Finalkonzerte der internationalen Gesangswettbewerbe „Queen Sonia“ und „Queen
Elisabeth“ in Oslo und Brüssel.

Aufnahmen erfolgten für EMI und OPERA RARA (beide mit dem Philharmonia Orchestra), BBC Scottish (mit dem BBC Scottish Symphony Orchestra) und den Bayerischen Rundfunk (mit den Bamberger Symphonikern). Roland Böers Debüt am Teatro alla Scala in Mailand mit Die Zauberflöte in der Produktion von William Kentridge ist bei OPUS ARTE auf DVD erschienen. Die jüngste Aufnahme Werner Richard Heymann-Das symphonischen Werk ist eine bei RONDEAU veröffentlichte Weltersteinspielung.